So langsam kann man wirklich die Wollmütze auspacken. Momentan bin ich in meiner kleinen hessischen Heimatstadt zu besuch und gestern war es hier schon ganz schön stürmisch und eisig kalt. Hier gibt es jedes Jahr Anfang November den “kalten Markt”, ein für unsere kleine Stadt riesiger Jahrmarkt mit vielen schönen Ständen und was eben so zu einem Jahrmarkt dazugehört. Außerdem gibt es dann immer den ersten Laternenumzug im Jahr. Bei uns gibt es die Tradition, dass man zum kalten Markt das erste mal Mütze, Handschuhe und Winterjacke anziehen darf. Ich weiß allerdings gar nicht wie ich es so lange aushalten soll oder eher wie wir es früher so lange ohne warme Wintersachen ausgehalten haben. Wahrscheinlich waren wir früher einfach nicht so verfroren.
Ich mag das stürmische und nasskalte Herbstwetter ja richtig gerne, wenn draußen der Wind tobt oder die Stadt im Nebel versunken liegt, die Luft nach Nüssen und Feuer duftet und der feine Duft von Laub durch die Straßen weht. Der Herbst hat wirklich eine Menge zu bieten. Auch an Nahrungsmittel. Das ganze Wochenende über bin ich durch den Wald gezogen und habe alle möglichen Leckereien gesammelt und verarbeitet. Meine Ausbeute an DIY Lebensmittel aus der Natur möchte ich euch heute Vorstellen.
Ich bin selbst ein wenig überrascht wie viel ich tatsächlich gefunden habe. Sicherlich gibt es noch viel mehr, zum Beispiel essbare Pflanzen. Ganz klassisch gibt es momentan aber auch eine Menge Pilze, wie etwa Steinpilze und Maronen. Bei Pilzen solltet ihr aber immer vorsichtig sein und sie nur mitnehmen wenn ihr sicher seid, dass sie wirklich essbar sind. Alternativ könnt ihr auch einen Pilzspezialisten in eurer Nähe befragen. Eine Liste dazu findest du hier. Im Wald habe ich dann noch etwas Waldmeister gesammelt und auf dem Weg nach Hause Walnüsse und Schlehen. Die Hagebutten und Äpfel habe ich im Garten gepflückt.
Pilze
Die Pilze solltet ihr am besten direkt verarbeiten. Zum Putzen nehmt einen feuchten Lappen und wischt sie vorsichtig ab. Angefressene, wurmige oder schlechte Stellen werden einfach weggeschnitten. Am Stiel wird ein Stück abgeschnitten. Nun könnt ihr die Pilze entweder Braten oder klein schneiden und zum Trocknen auf die Heizung legen. Ich habe die Pilze angebraten und mit einem Löffel Frischkäse zu selbstgemachten Nudeln gegessen. Getrocknete Pilze kann man sehr lange aufbewahren und in Soßen oder Suppen verwenden.
Walnüsse
Früher sind wir jedes Jahr Walnüsse sammeln gegangen, meistens haben wir sie dann einfach so gegessen. Es gibt aber auch jede Menge leckerer Rezepte mit Walnüssen. Gesammelte Walnüsse könnt ihr für einen Abend auf die Heizung legen, falls die Schale feucht ist. Ansonsten halten sich die Walnüsse ziemlich lange.
Schlehen
Schlehen oder “Zahnarztbeeren” wie wir sie als Kinder genannt haben, kann man jetzt besonders gut sammeln. Sie schmecken ziemlich sauer und machen den Mund so schön taub, weswegen wir sie als Kinder mit zum Zahnarzt nehmen wollten. 🙂
Am Besten ist es wenn ihr die Schlehen nach dem ersten Frost erntet, durch den Frost werden nämlich die Bitterstoffe in der Frucht zerstört. Frische Schlehen sollten schnell weiterverarbeitet werden, zum Beispiel zu Likör oder Marmelade. Da frische Schlehen leicht abführend wirken, sollte man sie nur in kleinen Mengen verzehren. Leider ist das Verhältnis zwischen Fruchtfleisch und Stein eher ungünstig, weswegen man ziemlich viele Beeren benötigt.
Für Schlehenlikör braucht man:
- 300 g Schlehen
- 1 Stange Zimt
- 1 Stück Orangenschale (dünn geschält)
- 12 Gewürznelken
- 500 ml Wodka
- 250 g Zucker
Und so wird der Likör gemacht:
- Die Schlehen werden über nach ins Eisfach gelegt, damit sie ihre Bitterstoffe verlieren. Wenn ihr die Schlehen nach dem Frost erntet könnt ihr den Schritt überspringen.
- Alle Zutaten werden in eine Flasche gegeben und mit dem Alkohol übergossen. Das Ganze für etwa 6 Wochen ziehen lassen, zwischendurch immer mal wieder durchschütteln damit sich der Zucker nicht absetzt. Nach den 6 Wochen könnt ihr den Likör absieben.
Hagebutten
Wie in meinem letzten Beitrag beschrieben, kann man aus Hagebutten entweder leckere Marmelade oder Tee herstellen. Für den Tee werden die Hagebutten an beiden Enden etwas abgeschnitten und in der Mitte durchgeschnitten. Anschließend für einige Tage auf die Heizung legen bis die Früchte trocken sind. Die getrockneten Früchte noch etwas kleiner schneiden und luftdicht aufbewahren. So hält sich der Tee einige Monate.
Äpfel
Ich habe auch noch einige Äpfel gesammelt und zu Gelee weiterverarbeitet. Das ist wirklich ganz einfach und richtig lecker. Man kann den Gelee auch mit Zimt oder Walnüssen kombinieren. Leider habe ich kein Rezept ohne Gelierzucker gefunden, wer eins hat und mit mir teilen mag, darf es mir gerne schicken.
Für Apfelgelee braucht man:
- Äpfel
- Wasser
- Gelierzucker (2 zu 1)
- Die Äpfel gründlich abwaschen und kleinschneiden, das Kerngehäuse entfernen.
- Anschließend werden die Äpfel mit etwas Wasser in den Topf gegeben. Die Menge richtet sich nach den Äpfeln, sie sollten nicht vollständig mit Wasser bedeckt sein. Es genügt wenn ein Viertel der Menge unter Wasser liegt.
- Die Äpfel werden nun eingekocht bis sie weich werden.
- Die weichen Äpfel danach pürieren und in ein mit einem sauberen Geschirrtuch ausgelegten Sieb geben. Die Äpfel kann man nun über nach austropfen lassen und am nächsten Tag noch mal gut auspressen.
- Wie viel Saft ihr für eine Packung Gelierzucker benötigt ist von Hersteller zu Hersteller verschieden. Richtet euch dabei an die Angaben auf der Verpackung.
- Den Saft mit dem Gelierzucker gut aufkochen und anschließend in saubere Gläser gießen und sofort verschließen.
Gibt es etwas dass ihr jeden Herbst sammelt? Ich würde gerne noch viel mehr sammeln und verarbeiten. Am liebsten hätte ich ja einen ganzen Keller voll mit Marmeladen, Gelees, Likören und eingelegtem Obst und Gemüse. Übrigens gibt es über den Wald nahe meiner Heimatstadt die Sage “Die Wilden Leute”.
5 comments
Ich dachte immer Waldmeister darf man nur vor der blühte nutzen…
Irgendwie meine ich das von meiner Mutter im gesagt bekommen zu haben.
Wir haben sogar welchen im Garten… und wen du mir jetzt ein Go gibst, dann renn ich runter und mach sirup XD
Viele liebe Grüße!
Franzy
Hm also ich habe den Waldmeister schon öfter so spät verwendet. Das kommt wahrscheinlich einfach auf die Menge an, als Sirup verdünnt mit Wasser geht das vielleicht und es gibt einige Menschen die Cumarin nicht vertragen. Jetzt hast du mich aber ganz schön verunsichert, ich möchte hier auch nichts falsches erzählen und dann bekommen alle Kopfschmerzen und sind benommen. 🙂
Liebe Judith,
was für schöne Bilder! Aus der Natur schmeckts halt einfach am besten!
Dein Rezept fürs Apfelgelee muss ich mir mal notieren, das klingt schön einfach und lecker 🙂
Liebste Grüße
Lea
Vielen Dank, liebe Lea! 🙂 Das Rezept ist wirklich einfach und sehr lecker. Es gibt doch nichts besseres zum Frühstück, als selbstgemachte Marmelade und selbstgemachter Gelee.
Liebe Grüße, Judith
Toller Artikel, gefällt mir gut. Ich habe diesen auf FB geteilt und manche Likes dazu bekommen. Weiter so!